Erkennen
Sie Hautkrebs, wenn Sie ihn sehen?
Weltweit steigt
die Häufigkeit an Hautkrebserkrankungen. Allein in Deutschland erkranken
derzeit jedes Jahr ca. 100.000 Patienten neu. |
Der für die Haut bedeutsamste Krebs stellt das Melanom, der sogenannte schwarze Hautkrebs dar, nicht nur wegen seiner zunehmenden Häufigkeit, sondern auch auf Grund seines aggressiven biologischen Wachstumsverhaltens und seiner schwierigen Therapierbarkeit bei eingetretener Streuung (Metastasierung). Weltweit nehmen Melanome zu (1,2,3,4) und nach aktuellen Zahlen (5) erkranken in der BRD zur Zeit 8 bis 16 Patienten pro 100.000 Einwohner jährlich, neu am schwarzen Hautkrebs. |
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Melanome
treten bevorzugt im mittleren Lebensalter zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr
auf. Altersmelanome (ca. 10 % aller Melanome), die sich gehäuft aus
zuvor bestehenden Altersflecken im Gesicht entwickeln, entstehen mit einer
zeitlichen Verzögerung von 15 bis 20 Jahren zwischen dem 60. und
80. Lebensjahr. Als Ursachen, die zur Melanomentstehung beitragen, werden unter anderem ein verändertes Freizeitverhalten mit vermehrtem und falschem Genuß von Sonne angesehen.:
Bezüglich Empfehlungen zum richtigen Lichtschutz und einem heute empfohlenen Umgang im Verhalten mit der Sonne habe ich für Sie ausführliche Informationen in meiner Praxisinformation Nr. 16 zusammengestellt: Richtiger Lichtschutz Hautkrebs vermeiden. Als weitere Faktoren, die zur Entstehung eines schwarzen Melanoms führen können, sind verschiedene persönlich-genetische Merkmale bekannt.:
Nur in ca. 10 bis 20 % entwickeln sich Melanome auf bisher unveränderter Haut. In 50 % entstehen Melanome aus seit Jahren am Körper bereits bestehenden Pigmentflecken (12). Der wichtigste Faktor für die Prognose eines Melanoms stellt die Eindringtiefe in die Haut dar (Tumordicke). Ein Melanom ist heilbar, wenn es frühzeitig erkannt und operativ entfernt wird, solange es nur ganz oberflächlich gewachsen ist. Die rechtzeitige Erkennung eines verdächtigen Muttermales bzw. eines Melanoms ist daher von ganz entscheidender Bedeutung für Ihr weiteres Leben. In 80 % treten
Melanome an gewöhnlich von der Kleidung bedeckten Körperstellen
auf, bei Frauen inbesondere an den Beinen, bei Männern insbesondere
am Rumpf. Daher werden die meisten Melanome nur
entdeckt, wenn man eine Ganzkörperbetrachtung der Haut durchführt. Unverändert kann Ihr Hautarzt eine Untersuchung Ihrer Pigmentmale wie bisher ohne private Berechung durchführen, wenn bei Ihnen bereits in der Vergangenheit ein Hautkrebs oder eine Hautkrebsvorstufe aufgetreten ist (die sogenannte Tumornachsorge). Ebenso untersucht Ihr Arzt, wie bisher ohne private Rechnung, gezielt einzelne Pigmentmale, die sich nach Ihrer Einschätzung verändert haben, und entfernt objektiv auffällige Pigmentmale operativ im Rahmen der kassenärztlichen Versorgung, ohne daß hierbei Unkosten für Sie entstehen. Eine Frühvorsorgeuntersuchung
der kompletten Haut auf suspekte Pigmentflecken ist relativ
schnell und für Sie unaufwendig durchgeführt, trotz einer hohen
Sicherheit (9). So zeigte sich eine hohe Zuverlässigkeit
dieses visuellen Tumor-Screenings von 93,3 % (11). Dies liegt deutlich
über dem Ergebnis anderer Krebsvorsorgeuntersuchungen, wie der Nachweis
von verstecktem Blut im Stuhl zur Dickdarmkrebsfrüherkennung (69
%) oder die Abstrichuntersuchung für den Gebärmutterhalskrebs
(78 %) |
Gutartiger Pigmentfleck Aufbau symmetrisch, Begrenzung glatt, Coloration gleichmäßig |
Zur Früherkennung verdächtiger Muttermale werden die AB-CD-Regeln angewandt (1,10, 12, 13,14,15), die sich nach meiner Formel zu Ihrem Gebrauch sinnvoll erweitern lassen (E-F-G-H-I-J). Da auch Sie Ihre Haut selbst beobachten können, können Sie einen hohen persönlichen Beitrag zur Ihrer Hautkrebsfrüherkennung beitragen. |
Ich möchte Ihnen daher im folgenden die Kriterien erklären, die für die Beurteilung verdächtiger Pigmentmale wichtig sind. Dabei sollten Sie diese Regeln nicht als Gebrauchsanweisung verstehen, selbst entscheiden zu können, ob ein Muttermal noch gut oder schon bösartig ist. Sie sollen vielmehr dazu beitragen, durch eigene aktive Beobachtung Ihrer Pigmentmale rechtzeitig Ihrem Arzt einen auffälligen Herd zu zeigen. |
A
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Asymmetrie: In der Regel sind gutartige Pigmentmale rund oder oval, spiegelbildlich aufgebaut. Asymmetrische Form eines Leberflecks, d.h., der Herd kann in sich selbst nicht exakt gespiegelt werden, ist verdächtig. |
Bereits verändert Asymmetrischer Aufbau, Coloration ungleichmäßig |
B
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Begrenzung: Gutartige Pigmentmale sind regelmäßig begrenzt. Unregelmäßige Begrenzungen Ihres Mals sind verdächtig! z.B. unscharfe Linien, zugenförmige Ausläufer, wolkige Auslaufränder. |
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C
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Coloration
= Farbe: Gutartige Pigmentmale sind in der Regel gleichmäßig pigmentiert von hell bis mittelbrauner Farbe. Verschiedene Farbschattierungen innerhalb eines Pigmentmals, z. B. hellbraune/rötliche/graue/schwarze/weiße/dunkelbraune Zonen nebeneinander sind immer verdächtigt. Hochgradig verdächtig sind insbesondere helle Zonen innerhalb oder am Rand eines Mals (Regressionszeichen). Verdächtig sind außerdem Pigmentmale mit einem rötlichen Farbton und Leberflecken, die sehr schwarz sind (Melanom = Schwarzer Hautkrebs). |
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D
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Durchmesser: Eine Außnahme
bezüglich des Durchmessers stellen knotige Pigmentmale
dar. So kann die knotige Variante eines Melanoms (primär noduläres
Melanom) kleiner als 5mm sein. |
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E
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Expansionsgeschwindigkeit: Gutartige Pigmentmale wachsen in der Regel nicht, wenn überhaupt, dann nur äußerst langsam. Auffallendes Expandieren eines Mals, also eine von Ihnen als auffällig bemerktes dynamisches Wachstum und schnelle Größenzunahme - egal ob symmetrisch oder asymmetrisch, egal ob homogen oder inhomogen pigmentiert - sind immer verdächtig. (18) |
Hochgradig auffällig! Asymmetrischer Aufbau, Begrenzung ungleichmäßig, Coloration auffallend schwarz Durchmesser auffallend groß |
F
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Flächenbeschaffenheit: Gemeint ist hier die Oberfläche eines Muttermals, welches in der Regel als ganzes Mal im Hautniveau liegt (d.h., es ist flach), oder homogen erhaben fühlbar ist. Sind aber innerhalb eines Mals verschiedene Oberflächenanteile nebeneinander sichtbar und fühlbar, z.B., flache, knotige oder warzige Anteile, sind solche Herde verdächtig. |
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G
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Gefühlsregungen: Gutartige Pigmentmale sind in der Regel stumm. Spüren Sie hingegen ein Muttermal immer wieder mit subjektiven Gefühlswahrnehmungen wie z.B., Jucken, Brennen, Beißen, Stechen, Schmerzen, etc., ist dies verdächtig. Besitzen Sie ein solches Pigmentmal, das Sie regelmäßig spüren, sollten Sie umgehend einen Hautarzt aufsuchen, da solche Gefühlswahrnehmungen in der Regel keine Frühsymptome mehr sind! (16) |
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H
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Haarausfall: Gelegentlich wachsen in gutartigen Pigmentmalen Haare. Plötzlicher Haarausfall aus einem solchen Mal ist verdächtig. |
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I
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Irritationen: |
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J
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Jede
Körperstelle : Melanome können an jeder Stelle Ihrer Haut enstehen. Daher sollten Sie auch Ihre Mundhöhle, Ihre Genitalien und Ihre Finger- und Zehennägel betrachten. Jede pigmentierte Hautveränderung am oder neben dem Nagel muß als kritisch angesehen und abgeklärt werden (5). |
Abschließend
sei betont, daß nicht ein einzelnes der oben aufgeführten Kriterien
zur Diagnose führt, aber sehr wohl ein wichtiger Beitrag Ihrerseits
zur Früherkennung von Hautkrebs und seinen Vorstufen sein kann.
©
07.2005
- Dr. med. Frank Latzke, Burgstr. 11, 63755 Alzenau |
Die Ziffern in Klammern beziehen sich auf die Literaturquellen.
Quellenangabe
der Bilder - Mit freundlicher Genehmigung
Kaufmann
R. et al: Kutane Melanome
Editiones Roche Bild 3 und 5
Rassner G.et al: Dermatologie Lehrbuch und Atlas, Urban und Schwarzenberg Verlag, 4. Auflage Bild 2