Richtiger Lichtschutz - Hautkrebs vermeiden

- Wie Sie die Sonne unter (dermato)logischen Gesichtspunkten trotzdem genießen können -

 

Dr. Latzke im Interview mit main.tv

 

Das Leben auf unserer Erde, so wie wir es kennen, wurde und wird ermöglicht durch ein Kraftwerk, das von 150 Millionen Kilometer Entfernung unseren Planeten mit der nötigen Lebensenergie versorgt: die Sonne. Erst wenn die Sonne scheint, fühlen wir uns so richtig wohl. Die Sonnenstrahlung bringt Kreislauf und Stoffwechsel in Schwung, die Bildung von Vitamin D -wichtig für den Knochenaufbau- wird angeregt, unsere Stimmung und Lebenslust werden gesteigert.

Sonnenlicht besteht aus einem Spektrum verschiedener sichtbarer und unsichtbarer Strahlenarten. Der größte Anteil stellt mit 50 % das sichtbare Licht dar, gefolgt vom Infrarotlicht mit 40 % Anteil, das wir subjektiv als Wärme empfinden. Obwohl das unsichtbare Ultraviolett-Licht nur 10% ausmacht, scheint diese Strahlung für die Entstehung von Hautkrebs ein wichtiger Faktor zu sein, neben einer Reihe anderer Faktoren, die ebenfalls hautkrebsfördernd sind. Siehe hierzu auch Praxisinformation Nr. 17


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Bild mit freundlicher Genehmigung der Beiersdorf AG, Hamburg

Der auf der Erde wirksame Ultraviolettbereich wird in UVA- und UVB-Strahlen unterteilt. UVA-Licht hat die Eigenschaft, tief in die Haut bis in das Bindegewebe einzudringen und zerstört hier Elastin- und Kollagenfasern, wodurch es zur vorzeitigen Hautalterung mit Faltenbildung und Elastizitätsverlust kommt. UVA-Strahlen führen ebenfalls zu einer sehr schnellen aber auch kurzlebigen Bräunung der Haut, daher werden auf Sonnenbänken in Bräunungsstudios bevorzugt reine UVA-Strahlen verwendet.

Durch die Bräunung der Haut entsteht aber auch -sofern sie langsam erzielt wurde- eine Schutzfunktion vor der Sonneneinstrahlung, da durch die Bräunung (Bildung des Hautpigmentes Melanin) ein tieferes Eindringen der UV-Strahlen in die Haut abgeblockt wird. Unser Körper hat hier also eine natürliche Schutzfunktion entwickelt, und unser Körper wäre bei langsamer Besonnung so im Stande, alleine durch Pigmentbildung den Lichtschutzfaktor -in Abhängigkeit vom individuellen Hauttyp- um bis zum Zehnfachen zu erhöhen. Zuviel UV-Licht hingegen überfordert diesen Schutzmechanismus so, dass es zum Sonnenbrand kommt.

Für die unterschiedliche Lichtempfindlichkeit der Menschen, d.h., die Neigung schnell oder langsam einen Sonnenbrand zu erleiden, ist nicht nur die Menge, sondern auch die Art des Hautpigmentes (Melanins) von Bedeutung. Beide Faktoren sind erblich festgelegt, und so kann man den individuellen Hauttyp bezüglich der Lichtempfindlichkeit für uns Europäer in vier Klassen unterteilen (nach Fitzpatrick). Die Eigenschutzzeit der Haut beschreibt dabei die Zeitspanne, die Sie bei starker Sonneneinstrahlung ohne Schutzmaßnahmen in der Sonne verweilen können, bis gerade eine sichtbare Hautrötung, d.h., ein Sonnenbrand entsteht.

 

Hauttyp I:

Extrem empfindlich. Sehr helle Haut, Sommersprossen, blondes bis rotes Haar. Außerordentlich starke Neigung zu Sonnenbrand, keine Pigmentierung. (keltischer Typ z.B. Schotten, Iren)
Eigenschutzzeit der Haut vor Sonnenbrand: 10 Minuten.

Hauttyp II:

Sehr empfindlich. Helle Haut, zu Sommersprossen neigend. Helle Haare. Häufige Sonnenbrände, nur schwache Pigmentierung (hellhäutiger europäischer Typ)
Eigenschutzzeit der Haut vor Sonnenbrand: 15 Minuten.

Hauttyp III:

Empfindlich. Leicht getönte Haut, blondes bis brünettes Haar.
Bräunt gut und anhaltend, gute Pigmentierung, selten Sonnenbrände (dunkelhäutiger europäischer Typ).
Eigenschutzzeit der Haut vor Sonnenbrand: 20 Minuten.

Hauttyp IV:

Weniger empfindlich. Vorgebräunte bis dunkelbraune Haut, dunkle Haare bräunt schnell und intensiv. Ausgezeichnete tief dunkle Pigmentierung, praktisch nie Sonnenbrand (mediteraner Typ wie Spanier, Italiener etc.).
Eigenschutzzeit der Haut vor Sonnenbrand: 30 Minuten.

 

Werden Sie sich darüber klar, wie empfindlich Ihre Haut in der Sonne reagiert und welchem Hauttyp Sie am ehesten entsprechen. Kinder fallen aus diesem Schema der Hauttypenklassifizierung heraus, da ihre Haut wesentlich empfindlicher ist. Daß manche Menschen nicht braun werden, sondern immer gleich einen Sonnenbrand bekommen, liegt auch an der Art des gebildeten Hautpigmentes Melanin. Man unterscheidet ein braunes Eumelanin vom gelben Phäomelanin. Abkömmlinge von Kelten (Schotten, Iren, Angelsachsen mit Sommersprossen und roten Haaren) bilden hauptsächlich das gelbe Phäomelanin und sind daher besonders lichtempfindlich.

Auch unter Wasser ist das UV-Licht der Sonne noch aktiv und die Haut damit sonnenbrandgefährdet. So ist zum Beispiel in 50 cm Wassertiefe noch 75 % der UVA-Strahlung der Sonne wirksam. Außerdem durchdringt UVA-Licht Fensterglas; der Grund, warum man sich bei längeren Autofahrten mit dem Arm auf der seitlichen Fensterablage hier einen Sonnenbrand zuziehen kann.

UVB-Licht hingegen wirkt an der Hautoberfläche und führt hier sehr schnell zum Sonnenbrand, eine Bräunung wird durch UVB-Licht nur langsam bewirkt. Da die UVB-Strahlen (und Infrarot-Strahlen) zur Zeit des höchsten Sonnenstandes am intensivsten sind, wird man durch die Erwärmung der Haut gewöhnlich gewarnt. Diese Warnmeldung des Körpers vor zuviel UVB-Licht entfällt bei Wind und Kälte. Eine ähnliche Fehleinschätzung der UV-Intensität gilt für den Aufenthalt im Wasser, denn auch UVB-Strahlen durchdringen Wasser, so sind z.B in 50 cm Wassertiefe noch 60 % der UVB-Strahlen wirksam. Dies ist der Grund, warum man sich beim Schwimmen oder Schnorcheln so leicht den Rücken und die Schulter verbrennt.

Neben der Pigmentbildung wird durch UVB-Licht ein weiterer natürlicher Schutzfaktor unserer Haut aktiviert, die sogenannte Lichtschwiele, die einer Verdickung der obersten Hornschicht unserer Haut entspricht. Durch die Bildung der Lichtschwiele kann die ursprüngliche normale Hautschichtdicke (etwa 0,01 bis 0,03 mm) um etwa das 10 Fache (auf 0,1 mm) verstärkt werden. Mit Aufbau dieser Lichtschwiele kann ein Lichtschutzfaktor von 4 erzielt werden und die Strahlen werden gehindert, in tiefere Hautschichten vorzudringen. Allerdings braucht die Haut zum Aufbau der Lichtschwiele 3-4 Wochen Zeit, also deutlich länger als unsere 14tägigen Strandurlaube, in denen die -oft noch blasse Haut- im Schnell-und Intensivkurs zur Superbräunung gebracht werden.

Gerade aber in der Überforderung dieser natürlichen Schutzmechanismen unserer Haut durch zu langes, zu schnelles und zu intensives Sonnenbaden- ist ein Grund zu sehen, warum in den letzten Jahren Hautkrebserkrankungen zugenommen haben. Die UV-Strahlung dringt bei nicht aktiviertem Eigenschutz und unzureichendem persönlichen Sonnenschutz tief und intensiv in die Haut ein und führt hier über eine Schädigung in den Zellkernen zum Auftreten von Hautkrebs.

Selbst gegen die Entstehung solcher Schäden in den Zellkernen besitzt unser Körper einen eigenen Schutzmechanismus, um uns vor bleibenden Folgen der UV-Strahlung zu bewahren, ein biochemisches Zellkern-Reperatur-System (DNA-Repair-System). Dieses System unseres Körpers gleicht ständig Schäden aus, die an den in den Zellkernen liegenden Erbinformationen (DNA) entstanden sind. Selbst nach kurzer Einwirkung von UV-Strahlen können bereits 50 % der Schäden während der ersten 60 Minuten behoben werden. Die Restkorrekturen finden innerhalb von 24 Stunden statt. Hochdosierte, wiederkehrende Sonnenbestrahlung überfordert diesen Mechanismus. Es kommt zu einer nachhaltigen Veränderung des Erbgutes in den Zellkernen mit Folge der Zellentartung und der Bildung von bösartigen Geschwulsten.

 

 

Der bedeutendste Geschwulst der Haut stellt das Melanom „der schwarze Hautkrebs“ dar, nicht nur wegen seiner zunehmenden Häufigkeit, sondern auch auf Grund seines aggressiven biologischen Wachstumsverhaltens und seiner schwierigen Therapierbarkeit bei eingetretender Streuung (Metastasierung).

 
Weltweit nehmen Melanome zu und nach aktuellen Zahlen erkranken bei uns in Mitteleuropa zur Zeit 10 bis 15 Patienten pro 100.000 Einwohner jährlich, neu am schwarzen Hautkrebs. In Australien sind es wesentlich mehr, ca. 50 bis 60 Patienten pro 100.000 Einwohner jährlich. Der Anstieg wird auch auf das veränderte Sonnen- und Freizeitverhalten der Menschen zurückgeführt. Insbesondere eine kurzzeitige wiederholte Sonnenbestrahlung (intermittierende Sonnenexposition) bei nicht vorgebräunter Haut ist gefährlich
So zeigte sich bei den Einwohnern Nordeuropas, die ihre Tätigkeit im geschlossenen Raum ausüben (Büroarbeiter), eine höhere Erkrankungsrate für Melanome als bei ihren unter freiem Himmel arbeitenden Landsleuten (z.B. Gärtner). Dieser Kreislauf „weiße Haut im Winter“, „rote Haut im Frühjahr“ (infolge Sonnenbrand bei fehlender Vorbräunung) und „erst braune Haut im Sommer“ begünstigt Melanome.  

 

Insbesondere für Kinder und Jugendliche ist die Sonne in Bezug auf die Melanomentstehung gefährlich. So wissen wir heute, dass bis zu 25 % der individuellen Sonnenlichtbestrahlung vor dem 18. Lebensjahr erreicht werden, und dass schwere Sonnenbrände in der Kindheit und Jugend vor dem 15 Lebensjahr das spätere Risiko an Hautkrebs (Melanom) zu erkranken, um das drei- bis fünffache gegenüber der Normalbevölkerung erhöhen. Dies verdeutlicht, dass gerade im Kindes- und frühen Jugendalter ein richtiger Schutz vor der Sonne von entscheidender Bedeutung für das gesamte weitere Leben eines Menschen ist. Gerade bei Kindern sind hier die Eltern gefordert, sinnvolle Maßnahmen zum Sonnenschutz konsequent anzuwenden, auch deshalb, weil bei Kindern die körpereigenen Schutzmechanismen gegenüber UV-Strahlen, wie Pigmentbildung und Lichtschwielenbidung, noch nicht optimal entwickelt sind.

Doch auch über die Jugend hinaus sollten lebenslang Lichtschutzmaßnahmen ergriffen werden, da sich die restlichen 75% der Sonnenlichtbestrahlung mit individuellen Unterschieden im Prinzip gleichmäßig bis ins Alter verteilen.

Im Folgenden möchte ich Ihnen daher Empfehlungen geben, die nach derzeitigem Stand der Wissenschaft als sinnvolle Maßnahmen angesehen werden, um sich vor den unsichtbaren UVA- und UVB-Strahlen der Sonne im Hinblick auf krankhafte Hautschädigungen (Sonnenbrand, Krebsentstehung, Hautalterung) optimal zu schützen.

 

 

A) MEIDEN SIE DIE SONNE

 

 
1)

Der beste Schutz der Haut vor zuviel Sonne ist, die Sonne zu meiden, und zwar in der Zeit, wenn sie unserer Haut (durch Schädigung der in den Zellkernen liegenden Erbinformation) am gefährlichsten werden kann, nämlich zwischen 11:00 – 15:00 Uhr mittags.

2)

Meiden Sie die Sonne, wenn Ihre Haut noch blass ist und keine Vorbräunung besitzt, um nicht auch im Kreislauf „weiß im Winter, rot im Frühjahr“ in eine Melanomgefahr zu laufen. Adaptieren Sie langsam!

 

B) KLEIDEN SIE SICH IN DER SONNE

 
1)

Idealerweise sollte der Stoff Ihrer Kleidung weit sitzen, von dunkler Farbe und dicht gewebt sein. Am wenigsten lichtdurchlässig ist zum Beispiel Polyester, gefolgt von Nylon, Wolle und Seide. Die höchste Lichtdurchlässigkeit besitzen hingegen Baumwolle, Viscose und Leinen. Zu beachten ist, dass die UV-Durchlässigkeit eines Stoffes nicht nur durch die Webmaschenzwischenräume bestimmt wird. Vielmehr können UV-Strahlen in Gegensatz zu sichtbarem Licht auch durch die Faser selbst dringen. Der sonnenschützende Effekt Ihrer Kleidung kann daher durch das „gegen das Licht halten“ nur näherungsweise überprüft werden.

Bedenken Sie, dass die gleiche Textilie im nassen Zustand eine weitaus höhere UV-Durchlässigkeit besitzt. So erhöht sich die UV-Durchlässigkeit eines Baumwoll-T-Shirts im feuchten oder nassen Zustand um 50 % oder mehr. Dies ist wichtig, wenn sie zum Beispiel längere Zeit Tennis spielen und durch Schwitzen Ihre Kleidung langsam durchtränkt wird.

Mittlerweile können Sie in zunehmend mehr Geschäften spezielle lichtdichte Kleidung kaufen, die mit einem „UPF“-Gütesiegel gekennzeichnet ist. Mit diesem „Ultraviolett-Protection-Faktor“ (UPF) wird ein Lichtschutzfaktor klassifiziert, der die Filterwirkung der Kleidung angibt. In Europa werden nur solche Textilien ausgezeichnet, die einen UPF von mindestens 30 haben und bei denen der durchtretende Anteil der UVA-Strahlung unter 5 % liegt. Gerade für die empfindliche Kinderhaut ist solche Kleidung empfehlenswert.

UPF-Gütesiegel - die der Kleidung in der Regel angeheftet sind - gibt es von den verschiedenen Herstellern in verschiedenen Formen und Farben.

Größere Beschattungstextilien (wie etwa Sonnenschirme, Markisen, Campingzelte) können bezüglich ihrer Lichtdichtheit mit einem eigenen Logo nach "UV Standard 801" gekennzeichnet sein. Siehe Bild:












2)
Seit Mai 2001 waren Waschmittel auf dem deutschen Markt verfügbar, mit denen man den UV-Schutz seiner Kleidung verbessern konnte. Der eigentliche Wirkstoff „Tinosorb FD“ ist gut hautverträglich und dringt während des Waschvorganges in die Textilfasern ein. So wird nach fünf Waschzyklen ein textiler Lichtschutzfaktor von „UPF 15“ und nach zehn Waschzyklen ein „UPF 30“ erreicht.
In Amerika hat sich diese Methode der Textilschützung bereits fest etabliert, und entsprechende Waschmittel werden von der unabhängigen non-profit Organisation „The Skin Cancer Foundation“ mit einem Gütesiegel gekennzeichnet, dem „Seal of Recommendation“.
Die in Deutschland erhältlichen Pulver für Bunt- und Weißwäsche, wurden jedoch nach zwei Jahren vom Hersteller außer Handel genommen, da sich diese Art des Textilschutzes in Deutschland nicht durchsetzten konnte.

3) Achten Sie auf Ihre Kopfbedeckung, idealerweise ein Hut oder eine Kappe mit einer breiten Krempe und dem "UPF"-Lichtschutzsiegel. Dies ist auch zur Vorbeugung eines Hitzeschlages auf jeden Fall empfehlenswert.

4)

Vergessen Sie Ihre Augen nicht, aber nicht jede Sonnenbrille oder dunkle Gläser schützen Sie wirklich im für das Auge schädlichen UV-Bereich. So existiert noch immer die Meinung, dass dunkle Gläser besonders gut schützen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Bei Verdunkelung erweitern sich die Pupillen, so dass mehr UV-Strahlung ins Auge gelangt. Achten Sie deshalb auch hier auf ein entsprechendes Zertifikat und fragen Sie Ihren Optiker. Die meisten Optiker testen Ihre Sonnenbrille kostenlos auf Ihre UV-Schutztauglichkeit.

 

C) CREMEN SIE SICH IN DER SONNE

Eine Vielzahl von Sonnenschutzmitteln werden Ihnen heute in Supermärkten, Drogerien oder Apotheken angeboten. Die Sonnenschutzmittel müssen von Ihnen aber auch richtig angewendet werden:

 
1)

Tragen Sie das Lichtschutzmittel 30 Minuten vor dem geplanten Sonnenbad auf die Haut auf. Dies ist wichtig, da die chemischen Filter erst an die Hornschicht der Haut binden müssen, um ihre Wirkung zu entfalten. Bei zu kurzfristig aufgetragenem Lichtschutzmittel kann sonst ein Sonnenbrand entstehen.

  2)

Durch „Nachcremen“ des Sonnenschutzmittels verlängert sich seine Schutzzeit nicht(!),

 

3) Idealerweise sollten Sie einen LSF 30 auswählen und die Creme großzügig dosiert auftragen.
  Vereinfacht ausgedrückt gibt der Lichtschutzfaktor (LSF) dabei eine „Sonnenparkzeit“ an und beschreibt, um wieviel mal länger man sich im Vergleich zu ungeschützter Haut beim Auftragen der Creme in der Sonne aufhalten kann, bis gerade eine sichtbare Hautrötung entsteht. Ohne Anwendung eines Lichtschutzpräparates beträgt diese Zeitspanne -je nach individuellem Hauttyp- etwa 15 Minuten. Tragen Sie jetzt ein Präparat mit zum Beispiel „LSF 20“ auf, bedeutet dies, dass Sie sich 20mal länger, also 300 Minuten (5 Stunden) in der Sonne aufhalten können, bis eine leichte Hautrötung, also ein Sonnenbrand, entstehen würde.

Pressefoto Ladival - mit freundlicher Genehmigung
    Es ist aber sicher sinnvoll, diese „Sonnenparkzeit“ nicht auszureizen, da auch ein leichter Sonnenbrand/Hautrötung nicht das Ziel Ihrer Schutzmaßnahme sein sollte. Daher ist gerade für Badeurlaube ein höherer Lichtschutzfaktor, zum Beispiel „LSF 30“, empfehlenswert.
   

Bisher hatte sich der LSF immer auf den Schutz vor UVB-Licht bezogen. Zunehmend wurde aber deutlich, dass auch UVA-Licht zu Mutationen führt und Hautkrebs fördert. Ab Sommer 2009 sollen daher gemäß einer Empfehlung der Europäischen Kommision alle Sonnenschutzmittel in EU-Ländern auch einen UVA-Schutz aufweisen, der mindestens ein Drittel des ausgewiesenen Lichtschutzfaktors beträgt. Die Kennzeichnung solcher modernen Präparate trägt das "UVA Symbol" (siehe Bild links).



Der versprochene LSF gilt aber nur so, wie er unter Testbedingungen bei den Laborversuchen angewendet wurde, nämlich 2 mg pro cm² Körperoberfläche. Das bedeutet, dass für einen normalen Erwachsenen mit einer Körperoberfläche von ca. 2 m² ein Verbrauch von 40 g Lichtschutzmittel für den gesamten Körper pro Anwendung aufzutragen ist (A.Jacobi, C.Jacobi.:Hautkrebsprävention; ästhetische dermatologie & kosmetologie 03-2019).

Da tatsächlich praktisch jedoch nur 30 – 60 % der erforderlichen Menge aufgetragen wird, sollten Sie um eine optimale Wirkung zu erzielen die Sonnenschutzcreme immer sehr großzügig auftragen. Das heißt zum Beispiel für einen Urlaub von 1 Woche braucht ein normaler Erwachsener (7 Tage x 40g) eine Menge von etwa 300 g Lichtschutzmittel (entspricht etwa 300 ml).



Wird zu wenig aufgetragen ist die Gefahr eines Sonnenbrandes und weiteren Spätfolgen groß, da der LSF exponentiell mit der Auftragsdichte fällt:

  • Aus LSF 30 wird bei Anwendung von nur 1 mg statt 2 mg/cm²  ---˃ LSF 5,4
  • Aus LSF 50 wird bei Anwendung von nur 1 mg statt 2mg/cm²  ---˃ LSF 7,1

Das exponentielle Verhältnis zwischen LSF und prozentualem Lichtschutz gilt natürlich auch umgekehrt (siehe Grafik rechts).

Dies ist der Grund, warum mit einem Lichtschutzfaktor von 30 nur 1,1 % (!) weniger Lichtschutz gegeben ist als mit einem Lichtschutzfaktor von 50.

Grafik mit freundlicher Genehmigung von Peter H. Höger: Physiologie und Pflege der Haut in den ersten Lebensjahren; consilium Themenheft 04.2017



Im Klartext mit einem LSF 30 (Lichtschutzwirkung von 97,3 %) ist die Mehrzahl der Menschen ausreichend vor Lichtschäden geschützt, wenn die Sonnenschutzcreme ausreichend aufgetragen wird. Ein LSF von 50 ist für den normalen Verbraucher eher nicht nötig, es sei denn, es besteht bei ihm eine lichtabhängige Hautkrankheit, wie z. B. heller Hautkrebs.

Prinzipiell gibt es 2 verschiedene Wirkmechanismen der Lichtschutzfilter in den käuflichen Sonnenschutzcremes:

  • Mineralische Substanzen (z. B. Zinkoxid, Titandioxid), die auf der Haut verbleiben und dort die UV-Strahlung wie ein Spiegel zurückwerfen. Die eingecremte Haut erscheint durch die Mineralien oft etwas weißlich.
  • Chemische Substanzen, die in die Haut eindringen und hier die UV-Strahlung absorbieren.

Zumindest für Klein- und Vorschulkinder sollten bevorzugt mineralische Sonnenschutzcremes verwendet werden:

„Chemische UV-Filter werden transcutan resorbiert, finden sich im Trinkwasser und werden in der Nahrungskette angereichert. Sie können über Muttermilch übertragen werden und sind möglicherweise plazentagängig. Zahlreiche Daten belegen die östrogenen Effekte einer Vielzahl chemischer Filter.

Daher sollte vom Gebrauch chemischer UV-Filter insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern, aber auch bei Schwangeren und stillenden Müttern zumindest so lange abgesehen werden, bis durch prospektive Untersuchungen der dosisabhängigen Blutspiegel und systematische endokrinologische Untersuchungen deren Sicherheit erwiesen ist.“ (Peter H. Höger: Physiologie und Pflege der Haut in den ersten Lebensjahren; consilium Themenheft 04.2017).

4) Wählen Sie für Ihre Lippen ebenfalls einen höheren Lichtschutzfaktor (LSF 30), da Ihre Lippen als Übergangsschleimhaut sehr empfindlich sind und der natürliche Schutzmechanismus der Bräunung und der Lichtschwielenbildung fehlt.

  5) Vergessen Sie auch nicht das gewissenhafte Eincremen der besonders exponierten übrigen Sonnenterassen Ihres Körpers wie Stirn, Kopfhaut, Nasenrücken, Ohren, Schultern und Fußrücken.

6)

Kinder sollten prinzipiell mit wasserfestem Lichtschutzmittel eingecremt werden. Aber Achtung, unter Realbedingungen (Abrieb, Wellen, etc.) gibt es keine wirkliche Wasserfestigkeit, deshalb sollten Sie Ihren Kindern nach dem Schwimmen und Abtrocknen das Sonnenschutzmittel erneut auftragen. Die Schutzzeit verlängert sich hierdurch jedoch nicht!

 

Um Ihnen bei der Wahl der richtigen Sonnenschutzcreme eine Hilfestellung zu geben, kann ich auf aktuelle Testberichte verweisen, die von Verbraucherorganisationen regelmäßig für verschiedenste in Deutschland erhältliche Sonnenschutzprodukte veröffentlicht werden (zuletzt in den Juni-Ausgaben der entsprechenden Zeitschriften), oder fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker.

Bei der Auswahl der Zubereitungsform (Creme, Lotion, Spray) empfehle ich Ihnen, für Ihr Gesicht ein Gel zu bevorzugen, da oftmals durch die Anwendung zu fetter Lichtschutzcremes im Gesicht unter Besonnung die Entstehung bzw. Verschlechterung einer Akne gefördert wird. Sprays, die zunehmend von der Industrie beworben werden, sind allerdings in ihrer Anwendung nicht so bequem wie die Werburg suggeriert. Denn auch sie müssen wie eine Creme oder Milch gründlich verrieben werden, aufsprühen alleine genügt also nicht.

Ausdrücklich möchte ich betonen, dass nicht, wie viele Menschen glauben, der Lichtschutz durch Sonnenschutzcremes an vorderster Stelle der sinnvollen Maßnahmen steht. Chemische Lichtschutzmittel, also Sonnencremes, stehen an letzter Stelle und sollten dann zur Anwendung kommen, wenn die anderen Möglichkeiten des Sonnenschutzes nicht in Frage kommen (z.B. im Badeurlaub).

 

 

Bild mit freundlicher Genehmigung der
Beiersdorf AG, Hamburg

Wichtig ist, dass Sie Schutzmaßnahmen auch im Schatten ergreifen sollten. Die lichtschützende Wirkung von Schatten, Wolken, Nebel wird häufig überschätzt. So reduziert ein Sonnenschirm am Strand das UV-Licht nur auf die Hälfte, da es zum großen Teil durch den hellen Sand reflektiert wird. Auch ein leicht wolkenverhangener Himmel kann zum Sonnenbrand führen, da eine dünne Wolke die UV-Strahlung der Sonne nur um 20 – 40 % reduziert und durch die Umgebung wie Wasser, Sand oder Schnee die UV-Strahlung zusätzlich reflektiert und damit verstärkt wird.


Zusammenfassend lautet meine Formel für optimalen und richtigen Lichtschutz Ihrer Haut kurz und pregnant: ·MEIDEN; ·KLEIDEN; ·CREMEN.

Bitte beachten Sie außerdem:

  • Vermeiden Sie die Anwendung von Kosmetika und Duftstoffen vor der Sonnenbestrahlung (Deodorant, Parfüm, Haarspray). Hier besteht die Gefahr, dass es zur bleibenden braunen Pigmentfleckenbildung auf der Haut, insbesondere im Gesicht, kommt (Auslöser ätherische Öle, wie zum Beispiel Lavendel-, Limonen-, Sandelholz-, Zedern- und Zitronenöl, Moschus).

  • Vermeiden Sie die Anwendung von medizinischen Cremes vor der Sonnenbestrahlung, da ebenfalls durch Interaktion mit dem Sonnenlicht braune Pigmentflecken auf der Haut entstehen können, wie z.B. Aknepräparate oder teerhaltige Produkte.

  • Auch viele Medikamente, die Sie möglicherweise innerlich einnehmen, können durch Interaktionen mit der Sonne zu schweren Lichtallergien und Verbrennungen führen wie zum Beispiel: Antibiotika, Bluthochdruckmittel, Beruhigungsmittel, Diabetesmedikamente, Fettsenker, Rheumamedikamente, Hormone zur Empfängnisverhütung und andere. Fragen Sie Ihren Arzt in einem solchen Falle, bevor Sie sich der Sonne aussetzen möchten.
  • Von Solarienbesuchen aus kosmetischen Zwecken wird abgeraten. Dies ist die offizielle Meinung der WHO (World Health Organisation) und der Euroskin (European Society of Skin Cancer Prevention). Das Risiko,an einem schwarzen Hautkrebs zu erkranken,steigt auf fast 200%,wenn Solarien bis zu einem Alter von 35 Jahren regelmäßig genutzt werden,warnt auch der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention(ADP).
    Trotz eindringlichen Warnungen in der Presse und insbesondere der WHO(2017) zeigt eine deutsche Studie, daß knapp 19% der Jugendlichen, zum größten Teil weiblich, Sonnenbänke nutzen. Als Motive werden sexuelle Attraktivität, die Selbstdarstellung und das ganze Jahr über gebräunt zu sein, genannt (M.Gehoff:Hochsicherheitsrisiko Sonnenbank; DERRMAforum 6(2019).
    Sollten Sie dennoch meinen, auf Solarien aus kosmetischen Gründen nicht verzichten zu können, sollten Sie darauf achten, dass die Geräte entsprechend einer EU-Richtlinie (ab August 2007) die Kennzeichnung "0,3W/m²" tragen; d.h. eine maximale Bestrahlungsstärke von 0,3 W/m² darf dieses Gerät nicht überschreiten.

    Laut Empfehlungen der Deutschen Kebshilfe sollte ein Solarium u.a. für folgende Menschen Tabu sein:
    * mit häufigen Sonnenbränden in der Kindheit
    * mit Neigung zu Sommersprossen oder Sonnenbrandflecken
    * mit Hauttyp I (siehe Aufzählung Seitenanfang)
    * mit vielen (über 40) Pigmentmalen oder auffälligen Pigmentmalen
    * deren Haut Vorstufen von Hautkrebs aufweist
    * die bereits an Hautkrebs erkrankt sind oder waren
    * mit einem transplantierten Organ

  • Durch "künstliche Bräunung"der Haut mittels Selbstbräuner ist kein UV Schutz gewährleistet. Die sogenannten "Selbstbräuner"verfärben die äußere Haut entweder durch Oxidation oder durch Ablagerung von wasserlöslichen Pigmenten. So kräftig pigmentiert Ihre Haut dadurch erscheinen mag, ein Schutz vor den Schäden der UV Strahlung ist durch diese Bräunung nicht gegeben!

  • Auch bei intensiven Sonnenschutzmaßnahmen droht Menschen mit sonnenempfindlicher Haut kein Vitamin-D Mangel. Die Empfehlungen zum Sonnenschutz gelten für alle Menschen, insbesondere aber für solche mit sonnenempfindlicher Haut. Gerade sonnenempfindliche Patienten sollten nicht auf Sonnenschutzmaßnahmen verzichten, insbesondere aus Angst, einen Vitamin-D Mangel erleiden zu können. Dies zeigt eine Untersuchung in Amerika, die sich speziell mit dieser Fragestellung beschäftigt (Kim S. et al Prevalence and correlates of sun protections with sunburn and vitamin D deficiency in sun-sensitive individuals; J Eur Acad Dermatol Venerol 2020).

 

 

Dr. Latzke ist offizieller Lichtschutzreferent des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen.



Die vorliegende Patienteninformation meiner Praxis wurde für Sie nach dem heutigen Stand des ärztlichen Wissens auf der Basis der aktuellen medizinischen Fachliteratur erstellt.

Bild 2 mit freundlicher Genehmigung: Kaufmann R., Weber L., Rodermund O.-E.: Kutane Melanome
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